1. Arbeitsformen der Ranger- und Roverstufe
In folgendem Abschnitt möchten wir nun die spezifischen Arbeitsformen der R/R-Arbeit beschreiben. Dabei darf eine Arbeitsform immer nur Mittel zum Zweck sein und muss sinnvoll eingesetzt werden. Ein Projekt z.B. nur zum Zeitvertreib erscheint wenig sinnvoll. Wichtig ist, dass die Arbeitsformen spezifisch für diese Stufe bleiben und nicht in anderen Stufen eingesetzt werden. Nur so ist es möglich einen Spannungsbogen zwischen den drei Stufen aufzubauen und das Durchlaufen dieser erstrebenswert zu machen. Genauso wie in den anderen Stufen müssen diese Arbeitsformen den Eigenarten und Traditionen des Stammes angepasst und weiterentwickelt werden. Die Aufzählung ist deshalb sicher nicht vollständig - soll sie auch nicht sein.

 

 

Abendlager:
Diese Arbeitsform bietet den Mitgliedern die Gelegenheit, sich von einer anderen Seite kennen zu lernen und einen Bezug zwischen Pfadfinderei und dem "normalen" Leben zu schaffen. Im Alltag laufen viele Dinge doch anders als angenommen und die einzelnen Teilnehmenden bekommen einen neuen Eindruck von ihren Freunden, wenn alltägliche Situationen mitbestimmend sind. Diese Arbeitsform wird allerdings mit zunehmendem Alter für Ranger und Rover uninteressanter.
Ziele: Kennen lernen, Leben selbst in die Hand nehmen, Intimität in der Gruppe schaffen, Verbindung zum realen Leben schaffen


Streife:
Die Gruppe trifft sich, um eine Situation und/oder ein bestimmtes Thema zu "streifen". Das Besondere an sich festzustellen, Dinge zu erleben und zu spüren, die dem Betrachter beim zufälligen Vorbeikommen vielleicht verborgen geblieben wären, ist Inhalt der Streife. Hierbei geht es nicht darum, alle Hintergründe und Geheimnisse zu erfassen, sondern vielmehr um Sinneswahrnehmung. Dies ist auch die einzige Arbeitsform, die schon für ältere Mitglieder der Pfadfinderinnen- und Pfadfinderstufe geeignet ist.
Ziele: Sensibilisieren für ein Thema, Wecken von Interessen, Gruppenerleben fördern, Animation

 

Kundschaft:
Die Kundschaft ist eine hervorragende Arbeitsform, um an Informationen zu gelangen, sie zu beschaffen und auszuwerten. Der Erfolg und der Spaß hängt im wesentlichen vom Engagement jedes einzelnen ab. Die Arbeitsform eignet sich auch sehr gut, um in einem fremden Team zu einem guten Ergebnis zu kommen. Zum Schluss sollten Ergebnisse immer dokumentiert und vorgestellt werden.
Ziel: Erlernen von Teamarbeit, Beschaffen und Auswertung von Informationen, Dokumentation von
Ergebnissen, Auseinandersetzung mit externen Institutionen und Personen

 

Projekt:
Die wohl wichtigste Arbeitsform der Ranger- und Roverstufe ist das Projekt. Mit keiner anderen Arbeitsform können so viele Eigenschaften erlernt und Situationen erfahren werden. Das Projekt ist durch die drei Phasen Vorbereitung, Durchführung, Nachbereitung fast auf jedes Thema anwendbar. Leider wird die Projektmethode derzeit noch zu theoretisch in Kursen gelehrt, so dass viele Ranger und Rover Schwierigkeiten haben; dieses Arbeitswerkzeug in der Realität dann auch selbständig umzusetzen. Deshalb scheint es zuallererst sinnvoll, Projekte aus der direkten Stammesarbeit zu wählen: Projekt Sommerlager, Projekt Raftingtour, Projekt Elternabenden, Projekt Öffentlichkeitstag, Projekt Meutenlager, Projekt Großfahrt.
Ziele: Erlernen von Schlüsselqualifikationen, Organisation einer Aktion von Anfang bis Ende, Erfahren von Teamarbeit, Auseinandersetzung mit externen Institutionen und Personen

 

Wache:
Diese Arbeitsform ist eine der interessantesten und vielleicht die typischste der Ranger- und Roverstufe. Sie zeigt einen wesentlichen Inhalt der Stufe auf: Die Beschäftigung mit sich selbst. Vergangenes kann reflektiert und über zukünftiges nachgedacht werden. Die Wache sollte nicht zu oft, zu gewissen Zeitpunkten und immer gut vorbereitet eingesetzt werden. Dabei ist ihr Inhalt auch immer an das Alter der Teilnehmenden anzupassen, weil man mit dieser Arbeitsform auch schnell Personen überfordern kann. Über die Möglichkeiten der Wache beim Stufenübergang schreiben wir im nächsten Abschnitt.
Ziele: Stärken des Selbstvertrauens, Reflexion des eigenen Tun, zur Ruhe kommen

 

Bei jeder dieser Arbeitsformen sollte immer der Spaß im Vordergrund stehen. Die Arbeitsformen dürfen nicht belastend sondern müssen motivierend sein. Wichtig ist die gute Vorbereitung und die geschickte Kombination der Arbeitsformen, damit die jeweiligen Aktionen auch für alle ein Erfolg werden.

Es ist wichtig, dass Lager und Spiele im Freien in möglichst weitem Umfange durchgeführt werden. Passende Erholung und Ruhe an Sonntagen sollte ebenso wenig außer Acht gelassen werden. "Salon-Pfadfinderei " ist zu vermeiden (Lord Baden Powell - Glück auf der Lebensfahrt)