2. Stufenübergang
Ein Stiefkind der Arbeit in unserem Bund ist sicher der Stufenübergang zwischen der Pfadfinder- zur Ranger- und Roverstufe. Zelebriert man die Aufnahme von Wölflingen und den Übergang zur Pfadfinderinnen- und Pfadfinderstufe mit allen Feinheiten und Künsten des pfadfinderischen Ideenreichtums, so findet die Übernahme in die Ranger- und Roverstufe größtenteils schleichend und ohne größere Aktion statt. Vielerorts verabschiedet sich der Sippenführer und lässt die Sippe (jetzt Runde) auf sich selbst gestellt. Oder es findet gar kein Übergang statt, da die Sippe in ihrer Form so glücklich ist, dass sie als Sippe mit den Arbeitsformen der Pfadfinderstufe (hauptsächlich Fahrt) bestehen bleiben will.

 

Klar muss sein, das es einen Übergang von der einen in die andere Stufe geben muss. In der Ranger- und Roverstufe darf/kann nun etwas gemacht werden, was in der Pfadfinderinnen und Pfadfinderstufe gar nicht (oder nur begrenzt) möglich war.

 

Der Übergang von der Pfadfinderinnen und Pfadfinderstufe in die Ranger- und Roverstufe muss dann stattfinden, wenn die Arbeitsformen der Pfadfinderinnen- und Pfadfinderstufe ausgereizt sind und die Gruppe bzw. die einzelnen Mitglieder nach neuen Möglichkeiten suchen. Dies soll im Bereich von 15 bis 17 Jahren liegen. Entscheidend ist hier nicht, ob ein Stamm eine ganze Gruppe oder nur Einzelpersonen übernimmt, sondern wie diese Gruppe nach dem Übergang aufgenommen und betreut wird und welche Perspektiven jeder einzelne dann hat.

 

Zitieren wir das Blaue Buch der Pfadfinderstufe: Der Stufenübergang gehört langfristig und mit einer Vorstellung der nächsten Stufe vorbereitet, setzt den Abschied voraus, sollte eine feierliche Begrüßung einschließen und die Integration in die neue Stufe noch länger nachbegleiten; die verwendeten Symbole sollten überdacht werden.

 

Als Beispiel für einen möglichen Stufenübergang haben wir folgendes Szenario entwickelt:

Eine Sippe ist auf ihrer ersten großen Auslandsfahrt, die auch die letzte für die Sippe sein wird. Vorher haben sie zusammen die letzte Sippenstunde verbracht und nun spricht der Sippenführer mit jedem einzelnen alleine wie er die Pfadfinderzeit empfunden hat und welche Erwartungen er an die Ranger und Roverstufe hat. Darüber hinaus berät er jeden/jeder einzelnen der Sippe, welche Aufgabe er/sie nun im Stamm übernehmen könnte und für welche er (und der Stammesrat) sie/ihn geeignet hält. Zum ersten Mal wird mit den Pfadfinderinnen und Pfadfinder eine Wache veranstaltet, in der jeder/jede über seine Zukunft bei den Pfadfindern Nachdenken soll. Auf der Großfahrt muss sich die Gruppe nun auch entscheiden, in welcher Form sie weiter bestehen will (hängt natürlich auch von Konzept der Einbindung im Stamm durch den Stammesrat ab). Nach einem opulenten Fest am Abschlussabend der Großfahrt (bewusster Abschied und Stufenübergang aus der Pfadfinderinnen- und Pfadfinderstufe) kommen sie nun als Ranger und Rover wieder nach Hause. Daheim werden sie von Rangern und Rovern ihres Stammes empfangen und begrüßt. Der Sippenführer und andere Begleiter helfen nun die nächsten Wochen beim Einstieg in ihre neue Aufgabe und führen sie in die "Geheimnisse" der Stufe ein.

Natürlich kann ein Stufenübergang auch ganz anders aussehen.

 

Wichtig für einen guten Stufenübergang sind also:

1. Er muss bewusst stattfinden (Vorbereitung)
2. Er muss gefeiert werden (Abschied und Begrüßung)
3. Es muss sich für alle dadurch sichtbar etwas ändert (Übernahme einer Aufgabe, andere Gruppenform, Zeichen (siehe unten) )

4. Mit dem Stufenübergang endet nicht die Betreuung !

 

Im neuen Stufenbewusstsein möchten wir allerdings auch noch für einen zweiten "Übergang" werben.
Irgendwann werden Ranger und Rover das Gefühl haben, dass sie alles gelernt haben und "nun mehr geben, als nehmen" können. Auch der Berater und die Stammesführung wird merken, dass Ranger und Rover zunehmend von Lernenden zu Lehrenden werden und dies sollte Anlass für einen zweiten Übergang sein. Dies ist kein Übergang, der im großen Kreise gefeiert werden sollte, keine Halstuchverleihung oder Prüfung. Vielmehr könnte dies im Rahmen einer ganz persönlichen Wache stattfinden, in der die Wachenden noch mal ihre pfadfinderische Laufbahn reflektieren. Begleitet könnte dieses Ereignis von einem persönlichen Geschenk einer nahe stehenden Person oder des Stammesrates sein. Kein Abzeichen, keine Ehrung vielmehr ein Bewusst machen über das bisherige Leben als Pfadfinder.